BEVOR DIE NEUEN AVENIO-ZÜGE VON SIEMENS FÜR DIE VAG IM TAGESVERKEHR LOSLEGEN DÜRFEN, MÜSSEN DIE LASTEN AN BESTEHENDEN BAUWERKEN NACHGERECHNET WERDEN
Die Verkehrswende in Deutschland kann nur gelingen, das ist nicht erst seit den 9-Euro-Versuchsmonaten evident, wenn der kommunale Nahverkehr weiter ausgebaut wird. In Nürnberg ist maßgeblich die VAG zuständig, eine kürzlich veröffentlichte Pressemitteilung zeigt, dass in erheblichem Umfang investiert wird:
„In den nächsten Monaten wird die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft 26 neue Straßenbahnzüge des Typs Avenio von Siemens Mobility in Betrieb nehmen. Vier neue Bahnen sind bereits in Nürnberg und schon regelmäßig bei Inbetriebnahme- und Fahrschulfahrten in der Stadt zu sehen. Vor Weihnachten soll das erste Fahrzeug Fahrgäste mitnehmen.“ Bis 2030, so lautet das Ziel, sollen jährlich 200 Millionen Fahrgäste in Nürnberg von der VAG befördert werden. Regionale Dienstleister für regionale Modernisierungsmaßnahmen, da fügt sich die LGA nahtlos ein. Die Berechnungen, die LGA-Bauingenieur Marko Gehlhaar im Auftrag der VAG und der Regierung von Mittelfranken prüft, zeigen aber auch, welch komplexe Aufgaben die Ertüchtigung des städtischen Nahverkehrs mit sich bringt: Denn bevor die neuen Avenio Straßenbahnen im Regelverkehr eingesetzt werden können, muss umfangreich überprüft werden. Marko Gehlhaar kommt dabei die Aufgabe zu, markante Bauwerke, Brücken, U-Bahnhöfe auf der Fahrstrecke nachzurechnen. „Im Vier-Augen-Prinzip muss geprüft werden, dass die Bauten an den bestehenden Wegstrecken für die Belastung durch die neuen Züge geeignet sind“, erläutert Gehlhaar. Zu seinen Aufgaben gehört das Nachrechnen der Standsicherheit von 200 Jahre alten Bauwerken, wie der Hallertorbrücke oder der kaum jüngeren Steubenbrücke.
Die VAG setzt neue Avenio-Züge von Siemens ein.
Auch die Plätze rund um den Plärrer oder den Hauptbahnhof, die in den späten 1970er-Jahren für den U-Bahnbau nahezu vollkommen untertunnelt wurden, sind sensible Punkte; ebenso wie der Rathenauplatz, der Aufseßplatz und die Umgebung des Bahnhofs Wöhrder Wiese. Der Aufwand für die LGA-Berechnungen ist dabei höchst unterschiedlich: „Manch kleiner Tunnel ist an einem Tag durchgerechnet, für andere Standorte braucht es Wochen“, so Gehlhaar. Seine schwierigste Aufgabe war die Hallertorbrücke: „Bei diesem gut dokumentierten Bauwerk wurde einfach im Lauf der Jahrhunderte ständig nachgebessert und die Grundlagen für die Berechnungen haben sich mit verändert“, fasst der 48-jährige gebürtige Berliner seine Arbeit zusammen.
Inzwischen hat sich diese Expertise der LGA herumgesprochen: „In Regensburg, wo es seit 1964 keine Straßenbahn mehr gibt, soll eine neue Stadtbahn entstehen. Wir sind bereits im Boot, wenn es darum geht, die Brücken nachzurechnen“, so Bauingenieur Carsten Liebscher-Rödl von der LGA-Zweigstelle Regensburg. Das Vorhaben ist zukunftsträchtig, folgt man der Oberbürgermeisterin von Regensburg, Gertrud Maltz-Schwarzfischer: „Als Leuchtturmprojekt unserer Stadt möchten wir mit der Stadtbahn alle, die in unserer Stadt mobil sein wollen, von einem Umstieg auf einen emissionsfreien ÖPNV begeistern und so mit ihnen gemeinsam das Fundament für eine zukunftstaugliche Mobilität in Regensburg schaffen.“
AVENIO-TRAM GTA8
FAHRZEUGLÄNGE: 36,85 m
FAHRZEUGBREITE: 2,30 m
ANTRIEBSLEISTUNG: 6 x 100 kW
GESCHWINDIGKEIT: 70 km/h
FAHRGASTKAPAZITÄT: 218
LEERGEWICHT: ca. 45 t