DR. RALF GASTMEYER VON DER LGA IN WÜRZBURG LOBT AUSGEZEICHNETE ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN BETEILIGTEN
Sömmersdorf, eine kleine Ortschaft etwa zehn Kilometer westlich von Schweinfurt. 680 Einwohner hat der Ortsteil von Euerbach nur – und sie alle eint ein gemeinsames Vorhaben: Seit 1933 finden – unterbrochen durch Kriegsjahre – alle fünf Jahre die Sömmersdorfer Passionsspiele statt. 300 Laienschauspieler und 450 Helfer stemmen diese Mammutveranstaltung, die 2018 bei 18 Vorführungen die Rekordzahl von 35.000 Besuchern sehen wollte.
SÖMMERSDORFER PASSIONSSPIELE
„Das ganze Dorf macht mit. Denn auf die Bühne dürfen nur Sömmersdorfer, auch Zugezogene oder Ehemalige“, erläutert Robert König, Vorsitzender des Vereines „Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf“ das Kulturereignis. Gespielt wurde all die Jahre neben der vereinseigenen Veranstaltungshalle auf einer überdachten Freifläche mit Bühne. Das ganze Gelände liegt idyllisch am Waldrand, nur wenige Minuten vom Ortskern entfernt. Jedoch war die alte Dachkonstruktion in die Jahre gekommen. „Atmosphärisch war es schön unter den umgekehrten Schirmen – aber der Aufbau war jedes Mal sehr aufwändig“, erinnert sich König an viele Jahre anstrengender Arbeit. Tagelang habe es allein gedauert, bis die alte Trichterkonstruktion aufgezogen war. Zehn Helfer waren nötig, an den Streben mit einem Flaschenzug die Membrane zu spannen. Auch hätten Zuschauer aus den hinteren Reihen die Masten im Blick gehabt. All das sollte besser werden, durch eine „spannende Lösung mit einer neuartigen Dachkonstruktion“, wie die Regionalzeitung Main Post schrieb.
Die Aufgabe, rechtzeitig vor den Sömmersdorfer Passionsspielen 2018 eine neue Dachkonstruktion zu bauen, fiel der Geretsrieder Stahlbaufirma Lehmann zu. Für die bogenförmige Dachkonstruktion zeichnet der Oberwerrner Architekt Michael Theiss verantwortlich. Für Dr. Ralf Gastmeyer vom Würzburger LGA-Prüfamt für Standsicherheit, lag „hier eine komplexe Tragkonstruktion zur Prüfung vor: Die fachwerkartig konzipierte bogenförmige Stahlkonstruktion wird von einer PVC-Membran überspannt und ist auf Pfählen gegründet. Dies erforderte besondere Untersuchungen zu den Verformungen der Überdachung, für die vor allem die ober- und unterseitig wirkenden Windlasten eine maßgebende Rolle spielen“, erinnert sich der erfahrene Prüfstatiker. Die bogenförmige Dachkonstruktion sei „ein Sondergebiet der Baustatik“, zog die Main Post Bilanz. Dennoch verlief das Projekt reibungslos, was „vor allem auch durch die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit dem Stahlbauer Lehmann gewährleistet wurde“, wie Dr. Gastmeyer anerkennend feststellt.
Für die Sömmersdorfer Passionsspieler ist das neue Dach mehr als eine ästhetische Bereicherung. Doch obwohl Robert König die Rekordbesucherzahlen 2018 auch durch „Neugier auf die spektakuläre Architektur“ erklärt, steht für ihn vor allem die Zukunft der Passionsspiele im Vordergrund. „Der Arbeitsaufwand, den uns das alte Schutzdach auferlegt hat, war nicht mehr zeitgemäß. Jetzt haben wir eine dauerhafte Lösung. Bei der Standfestigkeitsprüfung hat die LGA Bestimmungen angewandt, die erst im nächsten Jahr obligatorisch sind – wir sind jetzt fit für die Zukunft.“ In Sömmersdorf wollen sie die neue Situation nutzen, um künftig häufiger Konzerte und weitere Laientheater-Schauspiele zu veranstalten. „Unsere Begeisterung für das Theaterspiel hat uns auf die Idee gebracht, die herrliche Freilichtbühne im Sömmersdorfer Wald nicht nur alle fünf Jahre für die Passion zu bespielen, sondern ein kontinuierliches Kulturprogramm zu etablieren“, so Römer, der auf bereits stattgefundene Laienspiele wie „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ (2016) verweist. Das neue Dach bietet dafür ganz andere Möglichkeiten, die jetzt ausgelotet werden.