Modul 1 des Siemens Campus kurz vor der Vollendung
5 LGA-MITARBEITER 8 BÜROGEBÄUDE 3 PARKHÄUSER
Auf dem ehemaligen Siemens Forschungsgelände im Süden Erlangens entsteht bis 2030 nicht weniger als ein durchkonzipierter neuer Stadtteil „mit attraktiver Campusstruktur“. Modul 1, bestehend aus acht Gebäuden und drei Parkhäusern, steht vor der Vollendung. Auf dem Gelände von Modul 2, das in Holzhybridbauweise gebaut wird, haben die Abrissarbeiten bereits begonnen.
Während in den oberen Etagen der durchwegs mit großen Innenhöfen geplanten Büroeinheiten die Mitarbeiter*innen verschiedener Siemens-Standorte in Erlangen und der Region zusammengefasst werden, sind Parterre-Räume für Dienstleister des täglichen Bedarfs vorgesehen: Restaurants, kleine Super- und Bio-Märkte, Bäcker, Imbisse, ein Fahrrad-Laden mit Reparatur und Ähnliches. „Spätestens wenn alle Module bezogen sind, wollen wir auch für eine Belebung des Campus nach Feierabend sorgen, mit Kulturprogrammen, Kursen und anderen spannenden Aktivitäten. Dies soll nicht nur Siemens-Kolleg*innen erreichen, sondern Angehörige, Nachbarn, alle Bürger“, blickt Gabriele Engel, verantwortlich für die Kommunikation rund ums Campusprojekt, in die Zukunft. Doch vorerst sieht man der Nutzung von Modul 1 entgegen. Im Dezember 2018 wurde Richtfest gefeiert, ab Mitte 2020 werden im Modul 1 rund 7000 Beschäftigte in acht neuen Bürogebäuden auf über 100 000 Quadratmetern ihren Arbeitsplatz haben. Bereits 2019 starteten die Arbeiten für Modul 2.
Der Begriff Campus
wird in den USA für Quartiersentwicklungen meist außerhalb der Stadt mit akademischem Charakter genutzt, der Klassiker sind Lehr- und Wohngebäude für Lehrer und Studenten mit viel Grün dazwischen. Für den Siemens Campus bedeutet der Begriff vor allem eine Öffnung des Firmengeländes: Wo heute noch Pförtnerhäuschen, Schranken, Zäune das Areal begrenzen, werden alle Barrieren um das Gelände und zwischen den Gebäuden fallen. In modularer Bauweise werden die meisten bestehenden Quartiere durch neue Bauten ersetzt. Die weiteren Module werden nach und nach errichtet und bezogen.
Thomas Braun
„Mit dem Siemens Campus wird das Forschungsgelände im Süden von Erlangen Zug um Zug zu einem der modernsten Standorte von Siemens weltweit umgestaltet. Er wird mit modernster Gebäude- und Energietechnik langfristig als erster CO2-neutraler Standort von Siemens weltweit entwickelt. In Kooperation mit den Erlanger Stadtwerken kann der Campus mit einem innovativen Fernkälte- und Fernwärme-Konzept CO2-neutral betrieben und auch dank innovativer Gebäudetechnik zu einem Vorbild für Effizienz und Nachhaltigkeit werden. Gleichzeitig öffnet sich der Standort und wird Erlangen um einen neuen Stadtteil bereichern, der größer ist als 75 Fußballfelder. Dabei werden Offenheit und Transparenz nicht nur das Erscheinungsbild des Campus prägen. Auch die Arbeitsumgebungen in den Gebäuden werden offen und flexibel gestaltet“.
DAS IST DER SIEMENS CAMPUS
Als 1965 die ersten 1.500 Mitarbeiter in den neuen Siemens-Standort in Erlangen-Süd zogen, „sprach man stolz von einer ‚Forschungsstadt für Starkstrom‘. Aus der Forschungsstadt wurde ein Forschungsgelände, auf dem in den vergangenen Jahrzehnten Tausende von Innovationen das Licht der Welt erblickten“, so Siemens zur Geschichte dieses Areals. Die bestehenden Gebäude werden – bis auf wenige Ausnahmen – quartiersweise abgerissen und ersetzt. Stehenbleiben wird das sogenannte „Maurergebäude“, benannt nach dem Münchener Architekten Hans Maurer (1926–2001), der seit 1954 für Siemens damals hochmoderne zukunftsweisende Bürogebäude entwickelte.
Das Bauprojekt hat ein voraussichtliches Investitionsvolumen von rund 500 Millionen Euro und erstreckt sich über eine Fläche von 54 Hektar. Insgesamt werden 540.000 qm überbaut und irgendwann werden dort einmal bis zu 15.000 Menschen arbeiten. Das letzte Baumodul soll nach Vereinbarungen der Stadt Erlangen, der Friedrich-Alexander- Universität, des Freistaates Bayern und Siemens an die Technische Hochschule verkauft werden und die jetzige „TechFak“ im Süden Erlangens ergänzen.
GENERALUNTERNEHMER: DIE FIRMENGRUPPE MAX BÖGL
Das familiengeführte Bauunternehmen Max Bögl mit dem Hauptsitz in Sengenthal, etwas südlich von Neumarkt/ Oberpfalz, gilt in Fachkreisen als eines der innovativsten Bauunternehmen Deutschlands. In der Selbstbeschreibung heißt es: „Mit rund 6.500 hoch qualifizierten Mitarbeitern an weltweit mehr als 35 Standorten und einem Jahresumsatz von über 1,7 Mrd. Euro zählt Max Bögl zu den größten Bau-, Technologie- und Dienstleistungsunternehmen der deutschen Bauindustrie. Seit der Gründung im Jahr 1929 ist die Firmengeschichte geprägt von Innovationskraft in Forschung und Technik – von maßgeschneiderten Einzellösungen bis zu bautechnisch und ökologisch nachhaltigen Gesamtlösungen.“
Mehr Infos: www.max-boegl.de
DR. CLAUS STROBACH LEITET DAS LGA-TEAM
Die statischen Prüfungen für Modul 1 lagen in der Hand der LGA, der Auftrag wurde von der Stadt Erlangen erteilt. „Wir haben acht Bürogebäude und drei große Parkhäuser geprüft“, so Claus Peter Strobach, der ein Team von fünf Ingenieuren leitete. „Die Häuser wurden nicht nacheinander, sondern parallel gebaut. Die Gebäude sind zwar ähnlich konzipiert, dann aber doch wieder unterschiedlich, jedes musste extra geprüft werden“, beschreibt Strobach die Aufgaben. „Im Grunde handelte es sich um normale Geschoss-Bürobauten mit Flachdecken, teilunterkellert. An konkreten Arbeiten fielen die statische Berechnung, die Bauüberwachung von Fassaden, Stahlbau, absturzsicherndes Glas und die Bewehrungsabnahme an – also fast das ganze Programm.“ Die Parkhäuser wurden in Bögl-Verbundbauweise gefertigt.
„Die Herausforderung für uns Prüfer lag weniger in den Spezifikationen des Baus, sondern in der schieren Masse von Bauten, die in kurzer Zeit geprüft und freigegeben werden mussten“, blickt Strobach auf besonders aktive Arbeitsphasen zurück. „Es haben parallel immer drei bis vier Mitarbeiter geprüft. Pro Gebäude waren neben den Plan-Berechnungen etwa 18 persönliche Besuche erforderlich“, erinnert sich der LGA-Bauingenieur an Zeiten, in denen ihn Prüf-, Organisations- und Koordinationstätigkeiten gleichzeitig forderten. „Nicht nur der Prüfaufwand war groß, die LGA hat auch als Berater ganze Arbeit geleistet und einiges zur Vereinfachung von Prozessen beigetragen.“