MANCHMAL IST DAS GROSSE, DAS ES ZU PRÜFEN GILT, RIESIG. EIN HOCHHAUS, BRÜCKEN, GANZE WOHNVIERTEL. DOCH MANCHE PROJEKTE SIND GROSS, ABER DAS OBJEKT RELATIV KLEIN.
Wie das Waltenberger Haus, eine Hütte des Deutschen Alpenvereins in den Allgäuer Alpen, mit gut 70 Übernachtungsplätzen. Es liegt in 2085 Metern Höhe an der Westseite der Bergfront, ein Ort, an den die Sonne nur langsam hinkommt.
1875 wurde die Urhütte als erste des Bayerischen Alpenvereins errichtet. 2015 musste die alte Hütte nach 140 Jahren abgerissen werden. Die Behörden hatten die Reißleine gezogen, mangelhafter Brandschutz wurde attestiert und auch sonst hatte der Zahn der Zeit inakzeptable Spuren hinterlassen. Die neue Hütte wurde von 2015 bis 2017 über dem alten Winterraum gebaut. Es war ein höchst aufwändiges Unterfangen: Material, Arbeiter, Arbeitsgeräte – alles musste per Hubschrauber angefl ogen werden. Organisator war Matthias Hill vom Deutschen Alpenverein Allgäu Sektion Immenstadt, Architekt war Peter Fischer aus Oberstdorf; Dirk Müller von der LGA Außenstelle Kempten war der verantwortliche Prüfer.
2015 lautete die Vorgabe für den Neubau die komplette Versorgung mit regenerativer Energie. So wurde das Dach mit 100 durchscheinenden PV-Modulen bestückt, die eine entsprechend große Batterieanlage aus ihren 30 KWp speisen. Überschuss wird in drei große 1000 Liter Warmwasserspeicher eingeleitet oder in die Heizkreise der Waschräume geführt. Das System wird durch eine kleine Wasserturbine unterstützt, die in die frühere Löschwasserleitung eingebaut wurde. Die Wärmeabgabe der Kühlgeräte wird zur Erwärmung des Trockenraumes genutzt. Alle Abwässer werden weiter in der vorhandenen, biologischen Kläranlage bearbeitet. Keller und Rückwand wurden betoniert, der Rest besteht aus Vollholzelementen. Das Landesamt für Umwelt, welches vom zuständigen Landratsamt eingeschaltet wurde, befasste sich mit den vor Ort herrschenden Geogefahren und dem Lawinenschutz.
Daraufhin wurde ein Lawinengutachten erstellt und auch die Gefahr von Steinschlägen und Felsstürzen oberhalb des Gebäudes bewertet. Die Fließbahnen der Lawinenabrisse wurden mit dem Simulationsprogramm „RAMMS“ des Schweizer Instituts für Schnee- und Lawinenforschung berechnet. Diese Simulation ergab, dass die Gebäuderückwand einem horizontalen Schneedruck infolge Gleiten des hangseitigen Schnees von 50 kN/m (5 to/m) zu widerstehen hat. Heute besitzt das Waltenberger Haus kleine, helle Schlafeinheiten mit Platz für Gepäck, für jeden Schlafplatz einen Sitzplatz, einen großen, warmen Trockenraum, helle Waschräume und auch für den Hüttenwirt und sein Personal genug Platz zum Schlafen und Arbeiten. Außerdem verfügt die Hütte nun über zwei große Besucherterrassen.