EIN BEISPIEL FÜR PERFEKTE INTEGRATION: KURZE GESCHICHTE DES LEBENS VON AHMAD HUSENO
Latakia ist eine Hafenstadt am Mittelmeer im Norden Syriens, etwa 50 Kilometer von der türkischen Grenze und 350 Kilometer von der syrischen Hauptstadt Damaskus entfernt. 405.000 Einwohner lebten 2012 dort, in der Metropolregion waren es 1,255 Millionen. Eine bedeutende und reizvolle Provinzhauptstadt, der Hafen, die Wirtschaft, der Tourismus florierten vor dem syrischen Bürgerkrieg. Landwirtschaft und Fischfang deckten den Bedarf der Einheimischen.
Weiden in der Oberpfalz ist eine kreisfreie Stadt, Teil der Metropolregion Nürnberg mit gut 40.000 Einwohnern – nach Latakia sind es etwa 3.300 Kilometer. Ahmad Huseno hegt für beide Städte heimatliche Gefühle. In Latakia ist er geboren, in einer großen Familie (zwei Schwestern, drei Brüder) aufgewachsen, er hat ein Einserabitur geschrieben, dort an der Tischrin-Universität fünf Jahre Bauingenieurwesen (Fachrichtung Statik) studiert. Schon die frühe Karriere verlief ausgesprochen vielversprechend, er arbeitete gleich nach dem Studium als Tutor (für Bauingenieurwesen- und Architektur- Studenten), als freiberuflicher Tragwerksplaner, als Trainer für Software beim Syndikat der Ingenieure. „Bereits 2012 begann es spürbar ungemütlicher in Syrien zu werden“, erinnert er sich. „Man musste sich gar nicht politisch engagieren, um aufzufallen. Es hat ausgereicht, nicht bei allem mitzumachen.“ So musste er eine Entscheidung treffen.
Betrachtet man das Ergebnis jener sieben Jahre, die Huseno seither in Deutschland lebt (u. a. Studium in Dresden, Praktikum und Festanstellung in Weiden), dann klingt alles so wunderbar und selbstverständlich. Das gilt umso mehr, wenn man den 34-Jährigen erlebt, einen 1,96 Meter großen, jugendlich wirkenden, sehr freundlichen Mann, seit Mai 2018 beim Prüfamt für Standsicherheit der LGA in Hof beschäftigt. Kürzlich wurde er von seinem Vorgesetzten, Zweigstellenleiter Dr. Ulrich Leißner gebeten, sich als Statikprüfer im Brückenbau einzuarbeiten. Also hat er noch ein Fachingenieurstudium angeschlossen, nachdem er vorher seinen Deutschtest, die sogenannte C1-Qualifikation, natürlich bestanden hatte.
Doch der Weg war viel steiniger, als es klingt. Vor allem im Selbststudium bringt Huseno sich Deutsch in kurzer Zeit bei, beginnt während des Studiums bei einem Weidener Ingenieurbüro zu arbeiten („heute schickt mir mein ehemaliger Arbeitgeber Aufträge zum Prüfen in die LGA“), arbeitet bei einer Regensburger Hochbaufirma und „landet“ schließlich im Mai 2018 bei der LGA in Hof. Dort fühlt sich der Syrer mit inzwischen deutscher Staatsbürgerschaft – angekommen. „Ich höre viel von den Kollegen, wie gerne sie hier arbeiten. Ich weiß trotzdem nicht, ob sie wissen, wie wunderbar es ist. Wir sind in Hof nur zehn Kollegen – wir prüfen im Massivbau, Metallbau, Holzbau, Brückenbau … Es ist so abwechslungsreich und spannend – eine perfekte Arbeitssituation“, schwärmt er. Muss man erwähnen, dass er natürlich zum LGA-eigenen Förderprogramm PEP eingeladen wurde? „Die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und an der Gestaltung und Entwicklung der LGA mitzuwirken, finde ich einfach großartig!“
DAS IST
AHMAD HUSENO
HERKUNFT: Geboren 1987 in Latakia, Syrien
BERUFLICHE AUSBILDUNG: Bauingenieur in Syrien, Masterstudium in Dresden, Fachingenieur für Brückenbau (berufsbegleitendes Aufbaustudium) in Weimar
SPRACHEN: Arabisch, Englisch, Deutsch, Bayerisch (*gg*)
FAMILIENSTAND: Verheiratet mit der Kirchlichen Jugendreferentin Martina Huseno
HOBBYS: Viel Sport (Fitness, Schwimmen, Wassersport, Fußball). Er ist Fan von Manchester United.
GEHEIME LEIDENSCHAFT: Singen bei den „CHORlibris“, einem Chor, den seine Frau leitet