LGA Unter­nehmen Kunden­journal Impulse 2025 Ausgabe 1/2025 Tiefer Einblick in die Fuge
Ein weißer Schutzhelm mit dem Logo „LGA“ ist zentral im Bild zu sehen. Der Hintergrund verläuft von dunklem Blau oben zu hellem Blau unten.

Tiefer Einblick in die Fuge

Peter Budig

VDI 6200

VDI 6200

„FASSADENPRÜFUNGEN SIND VIELSEITIG UND SPANNEND“, SAGT VIKTORIA WÖRLE VON DER LGA

Dachtragwerke, Brücken, das sind die Klassiker der Bauwerksprüfung. Viktoria Wörle, seit 2022 bei der LGA, hat zunächst mit der Prüfung von Dachtragwerken angefangen. Bald schon hat der erfahrene Kollege Peter Podlech sie mit zu den Fassaden genommen: Fassadenkonstruktionen werden immer komplexer und müssen unterschiedlichen Anforderungen hinsichtlich Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit, Windlast, Erdbebensicherheit, Einbruch u. v. m. standhalten. Ihre Prüfung, das hat Viktoria Wörle schnell entdeckt, ist vielseitig, spannend und jederzeit für Überraschungen gut.

WICHTIGSTE REGEL: VON WELCHEN SCHÄDEN GEHEN GEFAHREN FÜR MENSCHEN AUS

Für die Prüfung der Fassadenkonstruktionen gibt es Vorgaben, sie erfolgen nach VDI 6200. Diese teilt Gebäude in Schadensfolgeklassen ein, die Klassifizierung geht von CC1 bis CC3. Entsprechend der Einteilung müssen die Bauwerke engmaschiger oder im Abstand von bis zu fünf Jahren überprüft werden. Die Beurteilung erfolgt dabei immer im Hinblick auf die Auswirkungen, die ein Schaden auf die Umwelt, also auch den Mensch, haben kann. Bewertet werden dabei drei Kriterien: Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit.

WANN MÜSSEN FASSADEN GEPRÜFT WERDEN?

Bei der Frage, wann eine Fassade geprüft werden muss, nimmt der Gesetzgeber den Eigentümer in Eigenverantwortung: Nach Art. 3 Abs. 1 Satz 1 der Bayerischen Bauordnung (BayBO) sind bauliche Anlagen so instand zu halten, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht gefährdet werden. Eine eingehende Prüfung ist alle 15 Jahre angemessen, Inspektionen sind in kürzeren Abständen vorgesehen.

§

Wörle bei der Sondierung der Verankerung in vermörtelten Fugen

Das Bild zeigt eine Person mit Stirnlampe, die eine Messlatte an die Außenwand eines Gebäudes hält. Die Person steht auf einem Gerüst oder einer Plattform, im Vordergrund liegt ein Klemmbrett mit Papieren und einem Stift. Das Gesicht der Person ist aus Datenschutzgründen unkenntlich gemacht.

1. Ausbruch am Anker einer Natursteinplatte
2. Schweres Steinornament vor dem Absturz geborgen
3. Eingeklebter und vermörtelter Ausbruch am Traganker

EINE DETEKTIVIN IM HUBWAGEN

Die Prüfung einer Fassade erfordert Erfahrung und Akribie. Nicht selten nähert sich die Bauingenieurin mit Taschenlampe, Zahnarztspiegel und Endoskop einer in die Jahre gekommenen Hausfassade. „Es gibt sehr unterschiedliche Konstruktionen; Stahlbetonfertigteile aus Waschbeton, Metall-, Glas-, Holzfassaden oder Faserzementplatten“, zählt Wörle auf. So verschieden wie das Material sind auch die Befestigungen und damit die Fehlerquellen und Schadensbilder, die die Prüferin vorfindet: Ausbrüche an den Bohrungen für Ankerdorne, Risse, offene Lager, Brüche in den Platten, Frostschäden, ein zu lockerer Sitz oder Zwängungen. Wie eine Detektivin – häufig im Hubwagen in luftiger Höhe – nähert sich Wörle ihren Objekten. „Wir müssen in die Tiefe der Fuge reinschauen“, erklärt sie. Platten sollten fest, aber zwängungsfrei sitzen. Fassaden erzählen häufig Geschichten aus der Anfangszeit, als sie montiert wurden: „Man kann regelrecht sehen, ob der Monteur frisch und ausgeruht oder erschöpft war“, sagt Wörle lachend. Arbeitete er sorgfältig und hielt sich an die Vorgaben für Fassadenbau? Stecken die Ankerdorne am Ende gar nicht in gebohrten Ankerlöchern, sondern sind in eingeschlitzte Öffnung geklebt? Eine solche Verankerung wäre nicht zulässig. Etliches ist nicht durch Sichtprüfung feststellbar, hat Wörle schnell begriffen, dann hilft ein Zugversuch.

JEDE FASSADE FORDERT NEU HERAUS

Wörle schätzt es, dass sie für diese Aufgabe viel Zeit „draußen an der Fassade“ und nicht nur im Büro verbringt und täglich dazulernt: „Jede Fassade fordert neu heraus. Die Umgebung, das Material, die Vielzahl an Bauarten, die selbständige Erkundung vor Ort, weil es selten Ausführungsunterlagen gibt.“ Nicht selten bessert die Prüferin selbst nach, damit die Verkehrssicherheit kurzfristig wieder hergestellt ist. Denn wenn Gefahr im Verzug ist, muss der Bereich unterhalb der Fassade abgesperrt werden. Inzwischen weiß sie, dass es ein „perfektes Wetter“ für Fassadenprüfungen gibt: 20 °C und leicht bewölkt. „Das bedeutet gute Lichtverhältnisse, nicht zu kalt und nicht zu heiß.“

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